Wer fürchtet sich vorm schwarzen Peter

Zwei autobiographische Bücher zu schreiben reicht, nun war es an der Zeit, an einem Roman zu arbeiten.

Es sollte eine spannende und kritische Geschichte über ein aktuelles Thema werden: Missbrauch. Dazu musste ich jede Menge Informationen und Auskünfte einholen, Recherchen anstellen. Ich habe mit Fachleuten die Thematik durchgesprochen, ja, sogar heiß diskutiert, auch habe ich mit dem Leiter und seiner Stellvertreterin der zuständigen Abteilung der Kripo in der Polizeiinspektion Solingen über die Polizeiarbeit in Missbrauchsfällen gesprochen.

Die Informationen brachten mich dazu, meine Gedankengänge zu ordnen, damit sich keine fachlichen Fehler einschleichen konnten. Das kostete reichlich Zeit. Ich brauchte erst einmal Abstand vom Schreiben, die nutzte ich, um mal wieder meinem Hobby, der Malerei, nachzugehen. Aus einigen Tagen Überlegungen wurde dadurch schließlich ein ganzes Jahr.

Endlich war ich wieder bereit, an meinem Manuskript weiter zu arbeiten. Aber es folgte die nächste Unterbrechung: Hausverkauf, Hauskauf, Umzugsvorbereitungen, Gestaltung des neuen Heims, Umzug… Ort des Geschehens sollte Solingen sein, eine Stadt, in der wir fünfzig Jahre gelebt haben. Heute leben wir an der rauen, aber freundlichen Nordsee.

Mein Manuskript ist fertig, ich suche nun den passenden Verlag.

Das Schicksal führt drei Menschen zusammen, eine Frau (Sternchen), ein Mädchen (Anna) und einen Mann (= Täter = Schwarzer Peter).

Die lebenslustige Sternchen ist an allem Schönen interessiert und sportlich tätig als eifrige Joggerin. Sie lebt mit ihrem Ehemann an einer ehemaligen Bahntrasse, die zu einem Mehrzweckweg ausgebaut worden ist, auf dem sich Fußgänger, Radler, Skater und Jogger treffen – ideal auch für ihre längeren Läufe. Alles ist gut, bis eines Tages etwas in einem ehemaligen Bahntunnel passiert, das ihr Leben verändern wird.

Die springlebendige Anna ist ein aufgewecktes Schulkind in der ersten Klasse einer Grundschule, nicht weit entfernt von ihrem Zuhause. Das Grundstück ihrer Eltern grenzt mit dem Garten unmittelbar an die umgebaute Bahntrasse, die eines Tages ebenfalls Zeuge eines einschneidenden Erlebnisses für das Mädchen sein wird.

Auf der Trasse unterwegs ist ein Mann, der in seiner Jugend in einem katholischen Internat jahrelang missbraucht worden und psychisch schwer geschädigt ist und nun selbst vom Opfer zum Täter wird. Er versucht die Frau und das Mädchen zu missbrauchen.

In vielen Gesprächen mit ihrer Freundin (Floh), einer Psychologin (Frau Peters), einem Kripobeamten (Herr Mannheimer) und ihrem Ehemann Micha versuchen alle, Sternchen wieder aufzumuntern.

Auch Anna wird behutsam von Floh, Frau Peters, ihrer Lehrerin, Frau Mathis, zu ihren Erlebnissen befragt und psychologisch aufgerüstet.

Der Täter, eigentlich kein schlechter Mensch, wird von der Polizei festgenommen und ist erleichtert, dass sein Martyrium nun ein Ende gefunden hat. Seine Taten konnte er psychisch nicht verkraften – er wollte aus dem Verkehr gezogen werden.

Für alle Neugierigen ist es vorab bereits als eBook erhältlich; Einzelheiten siehe unter Bestellung.

Kapitel 1

„Micha!“, rief Sternchen, und als sich nichts tat, etwas lauter: „Michaaa!“. Ihr Mann reagierte aber immer noch nicht. Sie schaute hoch zu seiner Klause im ersten Stock. Etwas verunsichert fragte sie sich, ob er ihr Rufen nicht gehört hatte. Eigentlich war ihr aber aus Erfahrung klar, dass er nichts hörte und nichts sah, wenn er seinem Hobby frönte. So was Blödes! Meine Güte, musste sie denn schon wieder die Treppe rauf gehen?

Da sich immer noch nichts regte, begann sie die dunklen, rustikalen Stufen aus altem Eichenholz – über die Jahre schon ein wenig ausgetreten – hinauf zu steigen. Sie hielt sich an dem wunderschön gedrechselten Treppengeländer fest und wollte gerade wieder nach ihrem Mann rufen, als sich die Tür öffnete und sich Micha freundlich, aber doch etwas genervt meldete: „Ja, was ist denn?“

Er schien mit seinen Gedanken noch bei seinem Hobby zu sein, Sternchen aber holte ihn wie immer in die Wirklichkeit zurück: „Mannomann, endlich, Micha. Ist deine Feierabendbeschäftigung denn wieder so interessant, dass du nichts mehr hörst, was um dich herum geschieht, und mein Rufen auch nicht? Ich bin schon fast heiser von meiner lauten Ruferei.“

Es lag ihr, solche Situationen stets zu dramatisieren und sich künstlich aufzuregen. Und um das Ganze noch zu perfektionieren, fuchtelte sie bei ihren Worten noch mit einem Schlüsselbund in der Luft hin und her und ließ die Schlüssel mächtig klimpern.

Micha schob seine Gedanken zur Seite, sah seine Frau groß an und fragte: „Was wolltest du mir denn sagen, Sternchen?“, und sah dabei mit steigendem Interesse seine geliebte Frau an. Sternchen merkte das natürlich sofort, es war ihr durchaus nicht unangenehm. Micha schaute sie von unten nach oben an: „O la la, deine schicken Sportschuhe kenne ich ja, dass du schöne Beine und einen knackigen Po hast, ist mir durchaus bekannt, aber hast du denn diese glänzenden pinkenen Leggings schon länger? Ich glaube nicht, dass ich sie schon gesehen habe.“

Sein Blick schweifte über Sternchens obere Körperhälfte. Wie schaffte sie das wohl immer, ihn mit ihren eng anliegenden Sportklamotten zu erotisieren? Polohemd und Leggings passten wunderbar zusammen und mit der etwas dunkleren Sportweste sah sie wie ein Spitzenmodel aus. Das war alles so toll, dass Michas Augen glänzten und er sogar sein geliebtes Hobby vergaß…

TitelWer fürchtet sich vorm schwarzen Peter
AutorinChristel Siede

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Cover: Buch "Wer fürchtet sich vorm schwarzen Peter"